Anarchistische Unterhaltung

 

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Anarchie, die An-Archie, die Abwesenheit von Herrschaft, ist allenthalben als politische Akzentuierung gekennzeichnet, meint aber selbst über die philosophischen Hintergründe hinausgehend eine achtsame Geisteshaltung sich selbst gegenüber.

Die anarchistische Unterhaltung ist ein Postulat gegen Anbiederung, Unterwürfigkeit und Selbstverrat. Sie ist ein radikaler Egozentrismus im positiven Sinne, meint sie nämlich nichts anderes als die Selbstentlarvung, die unter Idealismus, Sehnsucht und Ignoranz allzu kurz kommt.

Die äußeren Strukturen gilt es in einem ersten Schritt als belanglos zu akzeptieren, um in einem weiteren Schritt die inneren Strukturen zu erkennen und aufzulösen. Die absolute Freiheit ist die Freiheit von Konditionierung – ihre Methode sind der Ausschluss und das permanente Nicht-Akzeptieren von Ordnung respektive vermeintlicher Ordnung, die in einem selbst herrscht, beherrscht.

Unter diesem Anspruch ist die anarchistische Unterhaltung die Negierung wahrnehmungsgestützter Erfahrung und zugleich das völlige Eintauchen in eben jene. Widersprüche gilt es zu ertragen, Logik zu verraten und Verlust als Bereicherung zu verstehen. Es geht nicht um das Lernen, also das Hinzufügen von Erfahrung, sondern um das Verlernen, um die Hingabe an das Nichts als eine Kategorie, die sich selbst löst, auflöst und ablöst.

Die Anarchie darf selbst nicht Anarchie sein, wäre sie so nur wieder ein Konzept – und damit Ordnung.

Alles fließt und der Schriftsteller kann nur sich selbst schreiben, während die Leser nur sich selbst lesen können. Begegnung findet niemals statt, allerhöchstens der Versuch einer Konsensbildung, die oftmals als gegen hingenommen wird, dienen ihr nämlich Begriffe als Basis, die aber nichts weiter sind als sozial konditionierte Muster und damit der eigenen Freiheit im Wege stehen.

Die anarchistische Unterhaltung hält keine Botschaften bereit, keine Ideale, keine Philosophie, sondern höchstens Ernüchterung, Zerwürfnis und Ratlosigkeit unter dem Drang, Wirklichkeiten anzugreifen.

Das Programm der anarchistischen Unterhaltung ist in kein Konzept gebunden, denn eben jenes würde die Anarchie ausgrenzen. Allein von ihr zu sprechen, führt sie ad absurdum, weshalb Begriffe nur begrenzt nutzbar sind. Und weshalb auch die Unterhaltung nur begrenzt tauglich ist.

Der größte Widerspruch liegt wohl in dem Anspruch, Anarchie zu vermitteln; und diesem ungeachtet oder mit vollstem Bewusstsein entgegengetreten, Unterhaltung zu bieten.

 

Online-Veranstaltungen, vorzugsweise Lesungen auf dem Youtube-Kanal

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